Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihrer Stellungnahme im Stadtanzeiger ist zu entnehmen, dass nach der Vorstellung der Firma Seifert für die ULI alle Zweifel an der Ansiedlung eines Logistikers ausgeräumt sind.
Es tut mir leid, aber dieser Einschätzung kann ich keineswegs teilen. Bei mir hat der Auftritt der Firma Seifert genau das Gegenteil bewirkt und meine kritische Haltung zur Ansiedlung eines Logistikers nur noch verstärkt.
Die Firma Seifert hat sich bei Ihrer Vorstellung natürlich nur von Ihrer Schokoladenseite präsentiert und einige für sie günstige Zahlen in den Raum gestellt. Die ULI nimmt offensichtlich die von der Firma Seifert genannten Zahlen als Fakt hin, ohne diese auch nur im Geringsten einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Die Firma Seifert stellt nach eigenen Angaben max. 100-150 LKW und mindestens 160 Arbeitsplätze in Aussicht. Wie das Wort schon sagt, man stellt in Aussicht. Garantien kann und möchte die Firma Seifert natürlich nicht geben.

Ich frage mich nun, wie die Firma Seifert sich auf solche Zahlen festlegen kann, wenn sie noch gar nicht weis, was genau an dem Standort Philippsburg eigentlich geschehen soll. Gleichzeitig gibt die Firma Seifert bekannt, dass man gerne im 3-Schicht-Betrieb arbeiten möchte. Weiterhin hat die Firma Seifert klar zum Ausdruck gebracht, dass man für evtl. Begleiterscheinungen, die außerhalb des Firmengeländes durch den LKW-Verkehr zu erwarten sind, nicht in die Verantwortung genommen werden möchte.

Dies zeigt mir als Anwohner ganz deutlich, was ich von der Firma Seifert zu erwarten habe. Die Firma Seifert interessiert sich um das Wohl und die Gesundheit der Anwohner einen feuchten Kehricht. Die Firma Seifert hat nur ein Interesse, und das heißt Wachstum und Gewinnmaximierung.

Obwohl die Uli in der Stellungnahme angibt das Bürgerbegehren der BI zu begrüßen, greift man gleichzeitig wieder die BI an und bemängelt, dass die BI nur auf das Thema Logistikzentrum fokussiert wäre. Wie soll ich denn das bitte verstehen? Das Logistikzentrum ist doch der Grund warum wir die BI geründet haben. Anscheinend wünscht sich die ULI, dass die BI sich um alles andere, nur nicht um die Ansiedlung des Logistikers, kümmern sollte. Diese Aussage bestätigt meine Vermutung, dass die ULI den Interessen einiger privaten Investoren ganz klar den Vorrang vor den berechtigten Sorgen der betroffenen Anwohner einräumt.

Apropos singulär und einseitig fokussiert. Dies kann man in erster Linie von der Uli behaupten. Bei der Frage der Ansiedlung des Logistikers sie sind einzig und allein auf die zu erwartenden Arbeitsplätze u. die Gewerbesteuer fokussiert. Alle Fakten und Gründe die gegen den Logistiker sprechen, blenden sie beharrlich aus. Wenn man sich die Zahl der Arbeitsplätze und die zu erwartenden Steuereinnahmen jedoch genauer ansieht, müsste man eigentlich sehr rasch erkennen, dass die Ansiedlung des Logistikers für die Stadt Philippsburg keine Win-Win Situation bedeuteten kann.

150 Arbeitsplätze sind für die in Anspruch genommene Fläche ein mehr als mageres Ergebnis. Hier könnte man durch die Ansiedlung von innovativen Klein- und Mittelbetrieben ein vielfaches an Arbeitsplätzen generieren.

Unser Stadtoberhaupt hat in einem Interview von zu erwartenden Steuereinnahmen in 5. bzw. 6-stelliger Höhe gesprochen. Wie bitte? Steuer in 5-stelliger Höhe ist für den Flächenverbrauch und die Größe des Betriebs ebenfalls ein lächerlicher Betrag. Schauen sie mal auf ihre Steuererklärung. Ich wette, dass nicht wenige aus ihrer Fraktion ebenfalls Einkommensteuern in 5-selliger Höhe bezahlen. Im Übrigen werden die Einnahmen aus der Gewerbesteuer im allgemeinen eh überschätzt. Bei den meisten Gemeinden ist der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer wesentlich höher als der Anteil der Gewerbesteuer. Für die Gemeinde wäre es deshalb wesentlich lukrativer, wenn sich anstatt eines Logistikers, einkommensstarke Bürger in der Gemeinde ansiedeln würden. Die Ansiedlung eines Logistikers in dieser Größe wird jedoch die Attraktivität der Stadt als Wohngemeinde eher schmälern und die Ansiedlung einkommensstarker Bevölkerungsschichten mit Sicherheit nicht fördern. Wer zieht schon gerne in ein Wohngebiet an dem täglich hunderte LKW vorbeidonnern?

150 LKW-Fahrten täglich sind nicht mehr als ein Lippenbekenntnis der Firma Seifert. Wenn man mal den auf dem Gelände ansässigen Logistiker zum Maßstab nimmt, der wesentlich kleiner ist und bereits heute von 250 LKW täglich angefahren wird, erscheint die von der Firma Seifert genannte Zahl mehr als unrealistisch. Kein Unternehmer baut solche Kapazitäten, um dann nur einen Bruchteil davon zu nutzen. Oberstes Ziel der Investoren wird eine 100% Auslastung des Logistikzentrums sein. Rechnet man mit ein, dass der LKW-Verkehr in den nächsten 10 Jahren nochmals um 30% steigen wird und, dass die Firma RFL ebenfalls noch ihre Kapazitäten erweitern kann, so ist zu erwarten, dass die Zahl der LKW, die täglich die Kasernenstraße befahren werden, sich sehr schnell im 4-stelligen Bereich bewegen wird. Wenn dann auch noch das Goodyeargelände an einen Logistiker veräußert wird, ist der Verkehrskollaps nicht mehr zu verhindern, Aber auch das spielt für die ULI ganz offensichtlich keine Rolle. Wie sie schreiben kann die Straße ja wesentlich mehr verkraften. Hier kann man ganz beruhigt an die max. Belastungsgrenze gehen. Was die Anwohner verkraften können, danach fragt bei der ULI niemand. Hauptsache man bekommt evtl. 150 Arbeitsplätze.

Eben so wenig scheint die ULI zu interessieren, dass auf dem Gelände mehrere 100.000 Tonnen belastendes Material gelagert wurden und evtl. eine Gefahr für die Anwohner, unsere Umwelt oder unser Grundwasser darstellen. Hier handelt man nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn. Betonplatte drauf, Logistiker draufstellen und die Welt ist in Ordnung. Alle anderen Belastungen, die die Ansiedlung mit sich bringt, spielen für die ULI ebenfalls keine Rolle. Was interessiert uns die Gesundheit und Wohnqualität der Anwohner? Diese Egoisten und Aufwiegler sollen mal ganz schön die Klappe halten und sich lieber für andere Dinge einsetzen. Schließlich bekommen wir einen Top Arbeitgeber und vielleicht auch 150 Arbeitsplätze. Dafür kann man doch verlangen, dass die ihr restliches Leben den Lärm, die Abgase, den Verkehr und den Schmutz ertragen.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin erschüttert wie leichtfertig die ULI hier den Versprechungen eines Unternehmers Glauben schenkt und wie sie mit den berechtigten Bedenken und Sorgen der betroffenen Anwohnern umgehen. Sind sie wirklich bereit für die wenigen Arbeitsplätze all diese Tatsachen zu ignorieren? Hat nicht erst die jüngste Vergangenheit gezeigt, dass man gewinnorientierten Unternehmen nicht trauen kann. Was wurde aus den Versprechungen der Firmen Goodyear und Gredler?

Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Anstatt Millionen in eine neue Straße für Logistiker zu investieren, nehmen sie das eingesparte Geld kaufen das Gelände und entwickeln ein umweltverträgliches, zukunftsträchtiges Konzept für die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe. So gewinnt die Stadt ganz nebenbei auch wieder die aus der Hand gegebene Handlungsfreiheit zurück und muss sich nicht zum Erfüllungsgehilfen einiger privater Großinvestoren machen lassen.

Ein zusätzlicher Logistiker in dieser Größe ist und bleibt die schlechteste Lösung, die ich mir für das ehemalige Kasernengelände und für die in unmittelbarer Nähe wohnenden Menschen vorstellen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Gerd Immel.


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